Twitter gay chat lausanne

twitter gay chat lausanne

Hätte die Politik auf die wissenschaftlichen Einschätzungen gehört, würden wir nicht im Corona-Schlamassel stecken, kritisieren Mitglieder der nationalen CovidTaskforce. Fragt sich nur: Auf welche Einschätzungen genau? Über Vorhersagen, Rechthaberei und unrealistische Erwartungen an die Wissenschaft.

Ein Artikel aus der Medienwoche vom Oktober Viele Forschende sind frustriert. Trotz ihren wiederholten Warnungen ist die Schweiz sehenden Auges in die zweite Corona-Welle gerannt. Auch einige Mitglieder der wissenschaftlichen CovidTaskforce zeigen sich konsterniert und üben harsche Kritik an den Behörden [0].

Hätten diese nur auf die Wissenschaft gehört, wäre das alles zu verhindern gewesen, so die implizite oder explizite Anklage an die Politik. Auch der Epidemiologe Christian Althaus, im Gegensatz zu Eckerle ein Mitglied der Taskforce, verschafft seinem Ärger auf Twitter Luft [2]: «Die Tendenz vieler Politiker nun zu behaupten […], man wäre von Wissenschaftlern nicht bereits seit Monaten gewarnt worden, ist äusserst bedenklich und der Schweiz unwürdig.

Der Tenor dieser Wortmeldungen: Die Wissenschaft habe das, was was bezüglich Covid in der Schweiz gerade abläuft, so vorausgesagt, wie es eingetreten ist. Die Wissenschaft wird in dieser Darstellung zur Kassandra, zur weissagenden Seherin, die das nahende Unglück ankündigt, auf die aber niemand hört.

In der Tat hat die Schweizer CovidTaskforce schon länger davor gewarnt, dass es ohne weitere Präventionsmassnahmen mit grosser Wahrscheinlichkeit zu einem Anstieg der Fallzahlen kommen würde [4]. Die Biostatistikerin Tanja Stadler hielt zur gleichen Zeit fest, dass man «nur in Zürich, im Mittelland sowie der Zentral- und Ostschweiz» von einem exponentiellen Wachstum sprechen könne und dass «die Wissenschaft den Anstieg der Fallzahlen zur Zeit nicht [erklären könne]» [7].

Und der Public-Health-Experte Marcel Tanner sagte jüngst im «Blick» , dass der plötzliche Anstieg im Oktober die Taskforce «dann überrascht» habe [8]. Solche Aussagen passen nicht zum Bild einer weissagenden Wissenschaft, das einige nun heraufbeschwören. Sie vermitteln aber eine realistischere Vorstellung davon, wie Wissenschaft Wissen schafft.

Denn «Wissenschaft ist keine Prophetie — und Ex-Post-Rechthaberei ein billiges Vergnügen» , wie das der Philosoph Daniel-Pascal Zorn prägnant formuliert hat [9]. Das gilt auch dann, wenn die Rechthaberei von den Wissenschaftlern selbst ausgeht. Geht es um die Einschätzung des epidemiologischen Verlaufs der Pandemie, ist es vernünftig, jenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die sich mit Epidemiologie auskennen und aktiv zu Covid forschen, mehr Vertrauen zu schenken als Politikern oder Journalisten.

Aus dem einfachen Grund, dass diese Wissenschaftler in der Regel die notwendigen Methoden, die theoretischen Annahmen und die Daten kennen, um den epidemiologischen Verlauf abschätzen zu können. Doch auch sie können überrascht werden in Bezug auf ihre wissenschaftlichen Voraussagen.

Twitter gay chat: die besten communities, empfohlen von lausanne

Diese Überraschungsmöglichkeit gehört zum Forschungsprozess dazu. Bei Prognosen zur Verbreitung von Corona gilt das besonders, weil die Bewältigung der Pandemie mehr einem Würfelspiel als einem Schachspiel gleicht. Der Wissenschaftsjournalist Lars Fischer hat das folgendermassen illustriert [10]: Jedes Mal, wenn wir einer mit SARS-CoV-2 infizierten Person begegnen, würfeln wir.

Bei einer Eins haben wir uns angesteckt, bei allen anderen Zahlen nicht. Dass bei der Verbreitung von Corona auch der Zufall mitspielt, bedeutet aber nicht, dass wir machtlos sind. Wir können weniger oft würfeln, indem wir die Zahl unserer Kontakte reduzieren, und wir können die Seitenzahl unseres Ansteckungswürfels erhöhen, indem wir beispielsweise Masken tragen oder Abstand halten.

Beides verringert die Wahrscheinlichkeit, eine Eins zu würfeln. Dieses Zufallselement passt jedoch nicht zur Erzählung der Wissenschaft als weissagende Seherin. Eine Prophezeiung zeichnet sich gerade dadurch aus, dass sie mit Bestimmtheit voraussagen kann, was sein wird — nicht was sein könnte.

Doch das ist in der Wissenschaft nur hinsichtlich klar umrissener und experimentell kontrollierbarer Ereignisse möglich. Epidemiologen können Annahmen darüber treffen, wie oft und mit welchen Würfeln gewürfelt wird, um Prognosen zum Verlauf der Pandemie anzustellen.